Aktuelles

21.05.2016

Orte des Alters und der Pflege – Hospitäler, Heime und Krankenhäuser

Verein für Sozialgeschichte der Medizin, Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg, Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Stadtgemeinde Bad Radkersburg

Alten- und Pflegeheime zwischen Ansprüchen medizinischer Pflege und Lebensweltorientierung

Als Soziologin und Bildungswissenschaftlerin steht die aktuelle, stationäre Betreuung und Pflege alternder Menschen im Zentrum meines Forschungsinteresses. Wie gestaltet sich das Für- und Miteinander in österreichischen Alten- und Pflegeheimen? Bei einer Betrachtung der derzeitigen Situation im Bereich der Langzeitpflege gilt es die historisch gewachsenen Rahmenbedingungen nicht außer Acht zu lassen. Lange war die – vorwiegend leibliche – Versorgung der Kranken, Armen und Alten vom Prinzip der christlichen Nächstenliebe getragen. Durch zunehmende Übernahme des Pflegeberufes durch weltliches – meist aus niedrigen sozialen Schichten stammendes – Personal rückte die Medizin in den Mittelpunkt. Sichtbar wurde diese Entwicklung in der verbesserungsfähigen Anerkennung, der Ausbildung mit Fokus auf Medizin und Krankenhäuser, den Hierarchien, dem Vokabular und der allgemeinen Bestimmungen (Hygieneverordnung). Basierend auf diesen historisch gewachsenen Strukturen in Alten- und Pflegeheimen wird ein Wandlungsprozess von idealtypischen Hospitälern mit Fokus auf medizinischer Pflege hin zu modernen Seniorenresidenzen, ausgerichtet am Ideal der Lebensweltorientierung, proklamiert.

Es offenbart sich jedoch ein Balanceakt zwischen Theorie und Praxis, zwischen medizinischer Pflege und Lebensweltorientierung. Inwieweit sich ein historischer Bezug bis heute in den Einrichtungen wiederfindet und welche Wirkungen sich daraus entfalten stehen ebenso im Fokus der Analyse wie die Frage, inwieweit eine Ausrichtung an den Bedürfnissen der BewohnerInnen und damit eine Lebensweltorientierung, die einem modernen Betreuungs- und Pflegeverständnisse in der stationären Langzeitpflege entsprechen würde, mit welchen Konsequenzen für das Altern in diesen Einrichtungen umgesetzt wird. Ausgehend von durchgeführten strukturierten Interviews mit hohen narrativen Anteilen, die unter dem Leitbild der Grounded Theory nach Strauss und Corbin (1996) analysiert wurden, stehen diese Spannungsfelder im Zentrum meines Vortrags im Rahmen der Konferenz „Hospitäler, Heime und Krankenhäuser als Orte des Alterns und der medizinischen Pflege (vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart)“. Darüber hinaus werden Wirkmechanismen diskutiert, die für eine adäquate Versorgung (medizinische Pflege) ebenso wie für ein würdevolles, selbstbestimmtes und respektvolles Altern in institutionalisierten Lebensräumen verantwortlich sind.

22.10.-24.10.2015

Interdisziplinäre Tagung der Alter(n)sforschung / Forschung und Praxis im Dialog

Forum Age/ing Graz 2015

Center for Inter-American Studies / European Network in Aging Studies / Karl-Franzens-Universität Graz; Koordinationsstelle Alter(n)

kleiner

Die Vielfalt des Alters und Alterns in österreichischen Alten- und Pflegeheimen

Alle Menschen sind vom Alter(n) betroffen! Der Bereich der stationären Langzeitpflege wurde gewählt, da viele BewohnerInnen mit unterschiedlichen Biographien außerhalb des privaten Lebensraumes aufeinandertreffen, Angehörige mit ebenfalls sehr differenzierten Lebenswelten unterschiedlich eingebunden werden und mehr oder weniger häufig wechselndes Betreuungs- und Pflegepersonal in der gemeinsamen Heimwelt interagieren. Dabei sind BewohnerInnen, Angehörige und MitarbeiterInnen ständig umgeben vom Alter(n).

Alter(n)s- und Alltagstheorien, persönliche Erfahrungen – die durch mein empirisches Forschungsprojekt erhoben, analysiert und präsentiert werden – und gesellschaftlich manifestierte Stereotypen prägen ein Spannungsfeld, welches das Für- und Miteinander prägt. Welche Rolle dabei die (alternsbedingte) Heterogenität von BewohnerInnen, Angehörigen und MitarbeiterInnen in Alten- und Pflegeheimen spielt, wurde in diesem Beitrag diskutiert.

(Foto v.o.n.u: Rainer Sturm / pixelio.de; Susanne Finker)